Mit Sicherheit gut gerüstet

    Die Branche der Gerüstbauer hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Der Schweizerische Gerüstbau-Unternehmer-­Verband SGUV legt grosses Gewicht auf ein fundiertes Aus- und Weiterbildungsangebot. Mit speziellen Kampagnen engagiert sich der Verband um die Nachwuchsrekrutierung. Einen hohen Stellenwert hat ebenso die Arbeitssicherheit.

    (Bilder: zVg) Gerüstbauer sind unverzichtbare Fachleute, die bei Bau- und Renovierungsprojekten eine wichtige Rolle spielen.

    Gebaut wird überall, und das zu jeder Zeit. Doch eine Voraussetzung, damit in die Höhe gebaut werden kann, ist ein sicherer und effizienter Gerüstbau. Die Profis im Gerüstbau ermöglichen sicheren Zugang zu Orten, die anders nicht erreichbar wären. Sie arbeiten oft in luftiger Höhe, wo es anderen schon beim Gedanken daran schwindelt. Gerüstbauer/innen tragen grosse Verantwortung, beschäftigen sich mit Statik, mit Planung und Logistik, sind unmittelbarer Teil der Arbeitssicherheit und arbeiten bei Wind und Wetter. Dabei trotzen sie scheinbar der Schwerkraft. Zurzeit boomt die Baubranche und damit auch der Gerüstbau. Die Gerüstbaubranche setzt sich aus wenigen grossen, dominierenden Unternehmen, die national tätig sind, aus vielen mittelgrossen, eher lokal tätigen Unternehmen und aus sehr kleinen Unternehmen, die teilweise nicht über eigenes Gerüstmaterial verfügen, zusammen. «Gerade die Tendenz zu Kleinstunternehmen ohne Gerüstmaterial, die als Unterakkordanten auf dem Markt sind, bereiten etwas Sorge», erklärt Dieter Mathys, Geschäftsführer des Schweizerischen Gerüstbau-Unternehmer-Verband SGUV. «Es geht dabei um Aspekte wie Anstellungsbedingungen, Arbeitssicherheit und Verantwortung.»

    Dieses Jahr feiert der SGUV seinen 35. Geburtstag. «Wir setzen uns als Branchenvertreter seit 1988 für die Anliegen der Mitglieder ein und fördern die Aus- und Weiterbildung der Gerüstbauer/innen.» Der engagierte Verband hat seit seiner Gründung denn auch einiges erreicht. Dazu gehört die Verabschiedung des eigenen Gesamtarbeitsvertrags wie auch die Anerkennung des Berufes Gerüstbauer/in als Lehrberuf im Polybau, was den Beruf sehr stark aufgewertet und auch sichtbar gemacht hat. Für Mathys ist die Schaffung der Stiftung Flexibler Altersrücktritt (FAR) Gerüstbau ein weiterer wichtiger Meilenstein: «Damit ermöglichen wir den Arbeitnehmenden der Gerüstbaubranche eine flexible Pensionierung nach Vollendung des 58. Altersjahres.» Die Gültigkeit des Bauhandwerkerpfandrechtes für den Gerüstbau ist gemäss Mathys ebenso eine bedeutende Errungenschaft, welche unbedingt auch künftig Bestand haben muss. «Eine wichtige Leistung ist zudem, dass wir die grossen Hersteller von Gerüsten als Gastmitglieder in den Verband integrieren konnten, welche direkt in die Aus- und Weiterbildung integriert sind. Sie beliefern uns mit Materialien für Kurse und Schulungen und stellen Wissen bereit.»

    Arbeitssicherheit hat oberste Priorität
    Die Mitgliederunternehmen und ihre Mitarbeitenden arbeiten oft in schwindelerregender Höhe und an Orten, wo ohne die Gerüstbauer niemand hinkäme. «Die Gefahren in der Branche Gerüstbau sind nicht zu unterschätzen. Entsprechend gross sind unsere Anstrengungen, die Zahl der Arbeitsunfälle so gering wie möglich zu halten», erklärt Mathys. Dazu führt der SGUV Kampagnen zur Arbeitssicherheit durch, pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Suva, und verändert Vorschriften und Regeln zugunsten der Arbeitssicherheit und vieles mehr. So wurde beispielsweise vor Jahren die Kampagne «Stopp! Keine Manipulation am Gerüst.» lanciert, die heute noch Gültigkeit hat. «Damit sprechen wir vor allem die vielen Arbeiterinnen und Arbeiter auf Baustellen an, welche die Gerüste unserer Mitglieder nutzen», betont Mathys und ergänzt: «Wenn sie, ohne Beizug der Gerüstbauspezialisten, Veränderungen an Gerüsten vornehmen, geht davon eine sehr grosse Gefahr aus.» Es geht dabei tatsächlich um Leib und Leben sowie um schwierige Haftungsfragen. Veränderungen am Gerüst dürfen nur von Gerüstbauern vorgenommen werden. Die Arbeitssicherheit hat dementsprechend einen sehr hohen Stellenwert in der Branche und im Verband. So macht sich der Verband gemeinsam mit der Suva für die Verwendung bestimmter Höhensicherungsgeräte stark. «Diese haben wir gemeinsam getestet und empfohlen. Zudem arbeiten wir – ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Suva – an praktikablen Lösungen zur verbesserten Sicherheit auf dem obersten Freifeld, der obersten Gerüstebene.»

    Sicherheit ist das A und O in der Branche: Dazu führt der SGUV Kampagnen zur Arbeitssicherheit durch und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Suva.

    Nachhaltigkeit und Recycling haben auch die Gerüstbranche erreicht. Gerüstbauelemente werden aus Stahl und Aluminium hergestellt. «Diese sind in der Produktion sicher energieintensiv, werden aber über sehr viele Jahre eingesetzt und landen auch nie einfach auf dem Müll», hält Mathys fest. «An diesen Materialien wird sich auch in naher Zukunft nicht viel ändern. Das Augenmerk gilt mehr den Fahrzeugen, deren effizienten Einsatz und dem Umgang mit Abfall.»

    Fachkräftemangel als grosse Herausforderung
    Aus- und Weiterbildung geniesst im SGUV höchste Priorität. Der Gerüstbau ist im Bildungszentrum Polybau angesiedelt und der Verband pflegt einen engen Austausch. «Wir haben gerade im vergangenen Jahr die Lehrmittel für unsere Branche komplett überarbeitet und angepasst», freut sich Mathys. Zudem bietet der SGUV zahlreiche Kurse für seine Mitglieder an, welche bedarfsgerecht oder sogar massgeschneidert gestaltet sind. Ebenso gibt es eine fundierte Grundbildung. Diese kann nach dreijähriger Ausbildung mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis als Gerüstbauer/in EFZ oder mit dem eidgenössischen Bildungsattest nach zweijähriger Lehrzeit als Gerüstbauer/in EBA abgeschlossen werden. Durch Weiterbildungen sind viele Optionen gegeben wie Gruppenleiter/in, Objektleiter/in, Bauführer/in Gebäudehülle, Gebäudehüllen-Meister/in oder Bachelor of Science durch ein Ingenieurstudium in Bautechnik.

    Ein schwieriges Thema ist die Nachfrage nach den Berufen in der Baubranche. «Es fehlt massiv an Fachkräften. Gleichzeitig sind die Bauberufe beim Nachwuchs weniger gefragt», bedauert Mathys. Aus diesem Grund hat der SGUV vor einem Jahr die Kampagne #gerueststolz ins Leben gerufen, welche das Berufsbild der Gerüstbauer/innen stärken und auch zu mehr Nachwuchs führen soll. «Mit der Kampagne #gerueststolz und der Website gerueststolz.ch fokussieren wir auf die Rekrutierung von jungen Fachkräften. Wir rufen die Mitglieder auf, diese Kampagne hinauszutragen und aktiv zu unterstützen.» Auch die Teilnahme an den SwissSkills – vom 17. bis 21. September 2025 treten an den SwissSkills in Bern jeweils Zweierteams in Gerüstbau Battle gegeneinander an – unterstreicht das Engagement und trägt die wichtigen Bauberufe nach aussen. «Wir stellen Materialien zur Verfügung und vermitteln Begeisterung für den Beruf. In letzter Konsequenz müssen aber die Arbeitgeber die Rahmenbedingungen im Unternehmen schaffen, wenn sie gute junge Berufsleute rekrutieren und ausbilden wollen. Wir unterstützen dabei, wo wir nur können», konkretisiert Mathys.

    Solartechnik als neue Chance
    Die Gerüstbauer engagieren sich auch auf politischer Ebene: Dabei ist die Entwicklung des Gesamtarbeitsvertrags ein dauerhaftes, laufendes Thema. «Zudem wehren wir uns gegen eine überbordende Administration, die allen Unternehmerinnen und Unternehmern von Behördenseite zugemutet wird. Aktuell ist, wie erwähnt, leider auch das Bauhandwerkerpfandrecht bzw. dessen Gültigkeit wieder ein Thema», so Mathys. Grundsätzlich attestiert er der Baubranche aber eine gute Zukunft: «Es finden Entwicklungen in der Gerüstbautechnik statt und Themen wie Eventbau erweitern das spannende Berufsbild.» Mit der zunehmenden Solartechnik stellen sich zudem neue Herausforderungen für die Branche.

    Corinne Remund

    www.sguv.ch
    www.gerueststolz.ch


    DAS MACHT DER SGUV

    Breitgefächerte Dienstleistungen

    Bis ins Jahr 1988 waren die Gerüstbauer Teil des Baumeisterverbands. Der Wunsch nach einem eigenen Gesamtarbeitsvertrag für die Branche war die Haupttriebfeder, die zur Gründung des Schweizerischen Gerüstbau-Unternehmer-Verbands SGUV führte. Zweck und Ziele des Verbands wurden aber schon bei der Gründung erweitert: berufliche Aus- und Weiterbildung, Arbeitssicherheit, Vertretung der Berufsinteressen der Mitglieder, Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit mit anderen Berufsverbänden der Baubranche. Weiter setzt sich der Verband als Branchenvertreter der Gerüstbauer/innen für die rechtlichen Rahmenbedingungen ein. Er erarbeitet Branchenlösungen und ist Verhandlungspartner gegenüber den Sozialpartnern und bei GAV-Verhandlungen. Zudem bietet der SGUV seinen Mitgliedern juristischen Beistand, sichert den Erfahrungsaustausch und stellt seinen Mitgliedern Handbücher, Formulare und Mustertexte zu wiederkehrenden Themen zur Verfügung.

    Aktuell umfasst der Verband 169 Gerüstbauunternehmen. Rund 2500 Beschäftigte arbeiten schweizweit in der Branche.

    CR

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