Whiskey und Gin auf dem Corvatsch destillieren

    Die höchstgelegene Whiskey-Destillerie der Welt ist auf dem Corvatsch. Mit Führungen und Degustationen mit spektakulärer Aussicht bringt sie den Besuchern das flüssige Gold näher. Die Visionäre der Whiskey-Manufaktur ORMA – Rinaldo Willy und Pascal Mittner – über das einjährige Jubiläum sowie ihr persönliches Weihnachtsgeschenk – ihr neuer eigener Gin ORMA.

    (Bild: zVg) Ein besonderes Geschenk zum einjährigen Jubiläum: Die beiden Bündner Unternehmer Pascal Mittner und Rinaldo Willy erweitern ihr Angebot mit dem ORMA Gin 3303.

    Die höchstgelegene Whiskey-Destillerie auf der Welt auf dem Corvatsch ist seit einem Jahr in Betrieb. Welche Bilanz können Sie ziehen?
    Rinaldo Willy: Der Anfang war schwer. Vier Tage vor der grossen Eröffnung im letzten Jahr musste die Destillerie ihre Türen aufgrund der Massnahmen bis Ende März 2021 schliessen. Wir haben die Zeit jedoch sinnvoll genutzt und uns mit der Anlage angefreundet. So hatten wir Zeit, um Kinderkrankheiten bei der Produktion auszumerzen, zu experimentieren und Prozesse zu optimieren. Neu werden die Whiskey-Fässer draussen direkt auf dem Corvatsch gelagert – für 3303 Tage auf 3303 Metern. Der ORMA Whiskey wird also nicht nur auf 3303 m ü. M. gebrannt, sondern auch gelagert.

    Wie ist die Idee zu dieser Whiskey-Destillerie entstanden?
    Pascal Mittner: ORMA destilliert Whiskey seit 2010 und betreibt ein Whiskeylager in einer Grotte auf dem Berg Corvatsch. Die Zusammenarbeit mit der Bergbahn Corvatsch wurde intensiviert und inspirierte uns, so dass 2020 die neue Destillerie im unteren Teil der Bergbahn gebaut werden konnte – rechtzeitig zu unserem zehnjährigen Jubiläum.

    Was ist charakteristisch für den ORMA Whiskey? Welchen Einfluss hat die Höhe auf das Brennverhalten sowie die Lagerung und der Reifeprozess?
    Rinaldo Willy: Die Höhe hat einen besonderen Einfluss auf das Brennverhalten. Auf 3303 m ü. M. ereignet sich der Destillationsprozess bei rund 10 Grad tieferer Temperatur als auf Meereshöhe. Das bedeutet mehr Aromen und höhere Komplexität, die erhalten bleiben – jedoch sicherlich über die Jahre im Holzfass verloren gehen. Bei der Fasslagerung spielt die Luftfeuchtigkeit eine grosse Rolle – sie ist tendenziell tiefer in hohen Lagen. Dadurch entzieht die Luft mehr Feuchtigkeit aus dem Holzfass was wiederum zu einer rascheren Reifung führt.

    Neu kreieren Sie einen Gin. Wie würden sie den höchst Destillierten Gin beschreiben?
    Pascal Mittner: Wir haben zum einjährigen Jubiläum auf dem Corvatsch einen Gin gebrannt. Dieser wird jedoch erst kurz vor der Adventszeit abgefüllt. Noch können wir ihn nicht genau beschreiben, da er sich noch anpassen wird: Vermutlich eine blumige Zitrusnote, die von einer klaren Wachholdernoten begleitet wird – ein harmonischer, runder Dry Gin.

    Sie bieten Führungen an. Wie gefragt ist dieser Einblick und was erwartet die Besucherinnen und Besucher dabei?
    Rinaldo Willy: Wir haben zuerst nur ein bis zwei Tage pro Woche Touren angeboten, die ausschliesslich durch die Gründer durchgeführt wurden. Wir wollten keine Massenabfertigung und uns für unseres Gäste Zeit nehmen. Die Nachfrage war jedoch so gross, dass wir im August und September mit zusätzlicher Unterstützung täglich Führungen angeboten haben. Wir werden diese wieder reduzieren, da wir schlichtweg überrannt wurden und kaum mehr zum Destillieren gekommen sind. Für Mitte Dezember bis Mitte April suchen wir einen ORMA Bergambassador bzw. eine Gastgeberin oder einen Gastgeber, die uns bei den Führungen unterstützen.
    Pascal Mittner: Wir hoffen so mehr Touren für die Gäste anbieten zu können. Dabei erfahren unsere Gäste in 90 Minuten alles über ORMA – von der Entstehungsgeschichte, Philosophie, Anekdoten sowie Einblicke in die Produktion und Reifung der einzelnen Whisky Editionen. Begleitet wird die Führung mit einem Tasting von bis zu vier Whiskyes.

    Haben Sie weitere Pläne oder Projekte?
    Rinaldo Willy:Wir arbeiten an zusätzlichen Lagerstandorte und -kapazitäten. Gleichzeitig machen wir die ersten kleinen Schritte im Export. Dabei steht allerdings die Freude, etwas Einzigartiges aufzubauen im Vordergrund.

    Interview: Corinne Remund


    Führungen mit anschliessender Degustation werden ab Dezember auf dem Corvatsch angeboten. Sie finden freitags und samstags jeweils am Vormittag und am Nachmittag statt. Es wird empfohlen frühzeitig eine Reservation zu machen. www.orma3303.ch

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