Es gibt insgesamt 2427 Anlagen im Tourismusland Schweiz. Allerdings werden immer wieder Bergbahnen stillgelegt, wie der Alpinjournalist Daniel Anker in seiner originellen, neuen Publikation «Après-Lift» aufzeigt. Hier ein Überblick. Welche Bahn (noch) in Betrieb ist.
Was wäre die Schweiz ohne Bergbahnen. Kein Alpinskifahren, weniger Touristen auf den Berggipfeln, Totenstille auf dem Säntis, dem Titlis oder dem Niesen. Bereits im Sommer 1879 wurde die erste touristische Anlage in Betrieb genommen: Eine Standseilbahn vom Brienzersee hinauf zum Hotel Giessbach. Der erste Skilift wurde am 24. Dezember 1934 in Davos eröffnet. Der 1930 einsetzende Skiboom förderte den Seilbahnbau, so, dass heute über 2400 eidgenössisch oder kantonal bewilligte Seilbahnanlagen in Betrieb sind. Über die Hälfte aller Bergbahnen befinden sich – wenig überraschend – in den Kantonen Wallis, Graubünden und Bern. Die touristische und volkswirtschaftliche Bedeutung der Seilbahnbranche ist entsprechend gross und vor allem für die ländlichen Gebiete und die Berggebiete wichtig: Der Gesamtumsatz beträgt jährlich 1,3 Mrd. Franken, im Winter 2020/2021 wurden 20,1 Mio. Franken Ersteintritte in den Schweizer Skigebieten gezählt, und die Anzahl der Beschäftigten beträgt über 17’000 Mitarbeitende.
Aber auch die Seilbahnbranche unterliegt dem Strukturwandel: Anlagen werden gebaut und verschwinden. Auf rund 60 Gipfel in den Schweizer Bergen fährt heute keine Bahn mehr. Mangels genügenden Schnees – vor allem in tieferen Lagen – nachlassender Nachfrage oder aus wirtschaftlichen Gründen, mussten die Ski- und Sessellifte, aber auch Gondeln und Seilbahnen abgestellt und teils abgebaut werden. Wer weiss schon, dass früher am Chasseral im Jura, am Schwyberg beim Schwarzsee oder am Lasenberg beim Stockhorn dem Pistenfahren gefrönt wurde?
Alles Schnee von gestern, heute muss man zu Fuss oder mit den Tourenski hochsteigen – nachzulesen in der soeben erschienenen und hervorragend recherchierten Publikation von Daniel Anker «Après-Lift – 49 Skitouren auf Ex-Bahn-Berge der Schweiz.» Anhöhen und Gipfel, die früher mit Liften erschlossen wurden, eignen sich grundsätzlich gut zum Abfahren, die Steilheit und damit auch die Lawinengefahr hält sich in engen Grenzen. Also Felle aufziehen und nichts wie los auf die früheren «Bähnli-Berge,» viel Vergnügen!
Ruedi Horber
NACHGEFRGT BEI HANS WICKI
Ständerat Hans Wicki, Präsident Schweizerischer Seilbahnverband:
Wie ist die Branche bisher durch die Corona-Pandemie gekommen, wie beurteilen Sie die Aussichten für das laufende Jahr?
Hans Wicki: Die Bergbahnen in der Schweiz haben die Corona-Pandemie verhältnismässig gut überstanden. Ferien und Aktivitäten in den Bergen wurden neu entdeckt. Besonders den Schweizern wurde dabei bewusst, wie wichtig die Bergbahnen für die Freizeitgestaltung innerhalb der Schweiz sind. Die grossen, international ausgerichteten Seilbahnen befinden sich aber noch immer in einer sehr schwierigen Situation, weil die fehlenden Einnahmen aus dem internationalen Geschäft nicht von den Schweizer Gästen kompensiert werden können. Im laufenden Geschäftsjahr werden wir hoffentlich das Ende der COVID-Massnahmen erleben, das Reisen wird weltweit wieder attraktiver und dadurch werden wir auch eine leichte Zunahme der internationalen Gäste sehen. Ich erwarte, dass es insgesamt für die Bergbahnen ein etwas besseres Geschäftsjahr geben wird als 2020/21.
Wo steht die Seilbahnbranche in 10 Jahren, welche Auswirkungen hat der Klimawandel?
Aktuell gibt es weltweit so viele Skifahrer wie noch nie. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sehen wir positiv in die Zukunft. Klar wird es Marktverschiebungen geben, auch aufgrund des Klimawandels. Eine Zunahme des Sommertourismus wird aber nur erreicht werden können, wenn die Attraktivität für den Sommergast erhöht werden kann. Investitionen in Bike Trails, Erlebnisparks, Familienspielplätze oder in die Qualität der Gastronomie werden unerlässlich sein. Grundsätzlich dürfen die Bergbahnen aber selbstbewusst und positiv in die Zukunft schauen, weil der Ausflug in die Berge zunehmend wichtiger wird für den physischen und psychischen Ausgleich der Bevölkerung.
Interview: ho